Dieses Märchen entstand gestern am gemeinsamen Spieleabend bei einer Partie Es war einmal.
Es war einmal eine gute Hexe, die den Menschen im Dorf viel half. Sie behandelte Krankheiten, pflegte die Alten und brachte Kinder zur Welt. Mit ihrem Salben und Tinkturen konnte sie viele Leiden lindern und die Menschen hatten sie gern. Weil aber die Arbeit nie aufhörte und viel zu viel für eine einzelne Person war, hatte die Hexe so einige Fabeltiere bei sich, die ihr halfen: Zwerge, Feen, Faune, Zentauren, Wichtel und Gnome. Doch am liebsten war ihr der Riese. Dieser war so groß wie eine Eiche und so stark wie sieben Pferde und half ihr bei vielen Dingen. Weil ihr aber Riese so lieb und teuer war, schärfte sie ihm oft ein, nicht zu den Menschen zu gehen, da diese Angst vor ihm hätten und ihm ein Leid antun würden. Dem Riesen erschien das einleuchtend, doch er langweilte sich sehr und so kam es, dass er eines Tages das Verbot der Hexe überschritt und an einem lauen Sommerabend in das Tal der Menschen ging und sich ein paar Äpfel pflückte.
Es begab sich aber zu der Zeit, dass der Prinz des Landes, ein schöner Jüngling von edler Gesinnung, mit seinem Begleitern auf der Jagd war. Als er des Riesens ansichtig wurde, dachte er, der Feind sei eingebrochen und sie machten Jagd auf das Ungetüm. Sie schossen mit Pfeilen auf ihn und bohrten ihm ihre Speerspitzen in die Seiten, doch er konnte entkommen und kam schwer verwundet zur Hexe zurück. Diese beherrschte zwar viele Zauberkünste, doch konnte sie ihren Freund nicht retten und so erlag der Riese den Verwundungen. Die Hexe aber schwor Rache und schloss sich sieben Tage und sieben Nächte in ihrem Hause ein und trank nichts und aß nichts und las nur in ihrem großen Buch der Flüche. Als sie nach der Woche erschöpft ins Freie trat, hatte sie sich einen Plan und einen Zauber zurecht gelegt und machte sich auf zum Schlosse des Königs.
Als Zofe verkleidet drang die Hexe nachts ein und erklomm den Turm der Prinzessin. Sie weckte die junge Frau und überzeugte sie in ihrer Schlaftrunkenheit davon, dass das Schloss angegriffen werde und sie auf das Fenstersims steigen müsse. Als sie das getan, sprach die Hexe einen Zauberspruch und die Prinzessin verwandelte sich in einen großen, hässlichen Lindwurm, der Feuer spie und in seiner Verwirrung dem Schloss großen Schaden zufügte. Dann flog er davon und setzte sich auf einen hohen Berg. Die Hexe aber war heiter, da ihre List geglückt war und machte sich auf den Heimweg. Nun glaubten die Burgbewohner aber, der Drache habe die Prinzessin entführt und machten Jagd auf den Wurm. Allen voran ritt der Prinz, nicht wissend, dass er seine eigene Schwester jagte. Er musste eine leere Einöde durchqueren, einen reißenden Strom durchschwimmen und schließlich 1000 Stufen auf den Berg steigen. Dort focht er mit dem Wurm und trug schwere Wunden davon. Mithilfe einer List aber besiegte er das Ungeheuer doch und stieß ihm sein Schwert in den Bauch. Im Sterben aber sah er die wahre Gestalt des Drachens und als er seiner Schwester ansichtig wurde, empfand er große Reue und Trauer.
Der Prinz saß also allein auf dem Berg und klagte sein Leid, als eine Fee erschien. Sie sah die jämmerliche Gestalt und bekam Mitleid mit dem jungen Mann und so sprach sie zu dem Prinzen, dass sie seine sterbende Prinzessin retten könne, doch dafür müsse er eine Prüfung bestehen. Der Prinz fragte die Fee, was das denn für eine Prüfung sei und sie antwortete: »Gehe zu der alten Frau im Wald und entschuldige dich für den Riesen, den du erschlagen hast.« »Was soll das denn für eine Prüfung sein, mehr verlangst du nicht?« wunderte sich der junge Mann. »Du wirst schon sehen« sprache da die Fee und verschwand. Alsbald bei der Alten im Wald angekommen, entschuldigte sich der Prinz vielmals und beteuerte sein Mitgefühl um den toten Riesen. Dies tat er aber, so kann es sich jeder denken, nicht weil er es so meinte, sondern weil er furchtbare Angst um seine Prinzessin hatte. Die Alte antwortet ihm: »Ja mein Lieber, ich verzeihe dir deine Tat, solche Dinge passieren selbst den Besten. Nun muss sich aber herausstellen, ob du auch mir verzeihen kannst.« »Was soll ich dir denn verzeihen?«, wunderte sich der Prinz. Und da erzählt ihm die Alte, wie sie aus Wut die arme Prinzessin in den Drachen verwandelte. »Lieber Prinz ich bereue es von Herzen, was ich getan habe, ich wünschte es wäre nie geschehn!« Der Prinz aber verfiel in großen Zorn, als er dies hörte und erschlug die Alte aus Rache auf der Stelle.
Als die Hexe vor ihm niedersank, erschien die Fee mit einen traurigen Gesicht und sprach zum Prinzen: »Du hast deine Prüfung nicht bestanden. Ich hatte dir die Chance gegeben, deine schlechten Taten ungeschehen zu machen, doch du hast dich von deiner Wut leiten lassen und warst unfähig, zu vergeben.« Als der Prinz das hörte, erkannte er seine Fehler und brach am Boden zusammen. Er ließ für die Prinzessin einen gläsernen Sarg bauen und errichtete einen Schrein darum. Und so sah er jeden Tag das Resultat seines Ungehorsams, was ihn zum Weinen brachte.
Und die Moral von der Geschicht‹
Erschlage keinen Bösewicht
Denn es mag sich später zeigen
Dass die meisten Menschen nicht
Zum Absoluten Guten
Sondern zum Bösen neigen
Und das betrifft auch dich